17. Januar 2013

Ungleichgewicht


(C) Uli Feichtinger, 2013

In unserer Gesellschaft überwiegen derzeit Qualitäten, die gemeinhin als maskuline Qualitäten bezeichnet werden. Ich möchte die Verbindung dieser Qualitäten zum biologischen und sozialen Geschlecht von Menschen kappen und daher lieber von Yang Qualitäten sprechen.

Was sind diese derzeit dominierenden Qualitäten, die einen Yang Überschuss in der Gesellschaft bewirken?
·       Rationalität
·       Effektivität
·       Wettbewerb
·       Leistung
·       Zielorientierung
·       Ergebnisse

Aus meiner persönlichen Erfahrung, aus meiner Coaching-Praxis und aus dem Beobachten unserer Gesellschaft schließe ich, dass ein Leben, das sich zentral nach den obigen Werten ausrichtet, zu Angst und damit zu Stress führt – wir erkennen das an der aktuellen BurnOut Situation in unserer Gesellschaft.

Schon in vielen Kindergärten (Ausnahmen bestätigen die Regel) stehen Wettbewerbsspiele auf der Tagesordnung. "Erster!" Ich habe drei Kinder – ich weiß, welchen Stress solche Wettrennen, Wettessen, Wettanziehen, Wettsonstnochwas verursachen. Die Erwachsenen sind da um keinen Deut besser. Die Freizeitgestaltung der meisten Menschen beinhaltet Wettbewerb – und wenn es der Wettbewerb mit sich selbst ist, ob die Trainingserfolge von letzter Woche überboten werden können. Leistung zählt. Nicht nur im Job, sondern in allen Lebensbereichen.

Und was ist mit denen, die nicht so schnell laufen können, die nicht so viel Stoff lernen können, die nicht so viele Stunden arbeiten können, die nicht so gut verkaufen können, die nicht so geübt sind im Umgang mit dem Computer, die nicht so schnell im Ausfüllen von Formularen der Qualitätskontrolle sind, die nicht so souverän in Präsentationen sind, die nicht ... ?

Sie haben Angst. Dass sie nicht gut genug sind. Dass sie ausgelacht werden. Dass sie keine Anerkennung bekommen. Dass sie aus dem System rausfallen. Dass sie nicht wertvoll sind. Dass sie ihren Lebensunterhalt nicht mehr verdienen können. Dass sie keine Perspektive im Leben haben.

Vielen sind diese Ängste nicht bewusst. Dennoch: Selbst diejenigen, die irgendwo an der Spitze sind, haben Angst, dass sie in einem anderen Lebensbereich keine so "gute Performance bringen" können. Ich wage zu behaupten: Wir alle haben solche Ängste – mehr oder weniger bewusst.

Es geht uns also alle an und nicht nur ein paar "Looser". Warum beginnen wir dann nicht das System zu ändern? Einige haben schon angefangen, sich von diesen zentralen Werten unserer Gesellschaft zu lösen. Diese VorreiterInnen haben alle ihren ganz persönlichen, individuellen Weg, sich von dem obigen Werte-Kanon zu emanzipieren. Es gibt da kein Kochrezept "wie man sich aus dem Patriarchat befreit". Allerdings ist es möglich, ein paar sehr wichtige Zutaten zu nennen:
·       Selbstreflexion
·       Achtsamkeit und Bewusstheit
·       Schattenarbeit
·       Selbstliebe

Es gibt auch Zutaten, die oft in den einzelnen Wegen zu finden sind, die es jedoch wert sind, vermieden zu werden:
·       Leidensdruck
·       schwere Krankheit
·       BurnOut Symptome

Wenn wir uns auf solch einen Weg machen, ist es gut zu wissen, wo wir eigentlich hinwollen. Welche Gesellschaft wünschen wir uns? Wie können wir das bewirken? Damit beschäftigt sich der nächste Beitrag.

Weckrufe der Seele

Wenn das Leben aus der Balance gerät,
wenn wir aus der Bahn des Alltages geworfen werden,
sei es durch Burnout, Fehlschwangerschaft, Unfall, Kündigung, etc.,
so können wir dies als Weckruf unserer Seele ansehen.
Nutzen wir diese Gelegenheit bewusst,
um uns an den Sinn im Leben zu erinnern!

Wochenendseminar "Weckrufe der Seele"
4. bis 6. März 2016
Bildungshaus Schloss Puchberg, Wels


4 Kommentare:

Claudia Nora hat gesagt…

Liebe Uli,

danke für deinen schönen Beitrag!

Ich denke, dass mit den Zutaten, die du genannt hast, wie Achtsamkeit, Bewusstheit, Selbstliebe usw. jedes "Rezept" steht und fällt.
Wettbewerbsspiele sind auch nichts Schlechtes - wenn wir Yin und Yang anschauen sind auch die Wandlungsphasen nicht weit und Wettbewerb ist z.B. eine Qualität des Holzelementes - nicht gut und nicht schlecht. Es kann uns Energie nehmen oder Energie geben. Es ist was wir daraus machen.
Ich wünsche mir eine Gesellschaft, die Selbstliebe und Achtsamkeit und auch deine anderen feinen Zutaten ins alltägliche Leben nimmt und ich fange täglich wieder neu damit an :-)

Von Herzen
liebe Grüße
Nora

AndreasLindinger.AT hat gesagt…

Liebe Uli,

Vielen Dank für den wieder einmal gelungenen Newsletter und vor allem für diesen interessanten Beitrag. Gerade die Zutaten am Ende des Beitrags sind etwas, das man sich immer wieder vergegenwärtigen sollte bzw. woran man aktiv arbeiten kann und mit "Schattenarbeit" habe ich dabei sogar einen neuen Begriff kennengelernt.

Liebe Grüße ins Salzkammergut,
Andi

Uli Feichtinger hat gesagt…

Liebe Nora,

Danke für Dein Feedback! :) :)

Ich habe im Text des Beitrages sehr bewusst nirgends "schlecht" oder "schädlich" verwendet - nicht für einzelne Qualitäten. Denn die Qualitäten an sich sind - genau wie Du schreibst! :) - weder gut noch schlecht. Doch das aktuelle Ungleichgewicht zwischen Yin Yang Qualitäten in unserer Gesellschaft - das ist für das Wohlbefinden der Menschen nicht dienlich.

Ja, wir haben eine gemeinsame Vision - das ist schön - geteilte Visionen bekommen so viel mehr Kraft! :) :) Wir sind nicht alleine! :) :) :)

HERZlich,
Uli

Uli Feichtinger hat gesagt…

Lieber Andi,

Danke für Dein Feedback! :) :)

Zum Thema Schatten und Schattenarbeit habe ich auf delicious einige Links zusammengesammelt - falls es Dich interessiert:

--> http://delicious.com/its_uli/schatten

Herzliche Grüße nach Kanada! :) :)

Uli